Die Diagnose «Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung» (ADHS) ist herausfordernd, komplex, nicht optimal trennscharf … und aus diesem Grund in vielen Fällen umstritten und anfechtbar. Gleichzeitig wissen viele von uns aus eigener Erfahrung, dass es Kinder, Jugendliche und Erwachsene gibt, die nachvollziehbar mit grossen Handicaps bezüglich ihrer Aufmerksamkeits- und Aktivitätssteuerung zu kämpfen haben. Die in diesem Zusammenhang oft gestellte Schwarz-Weiss-Frage «Ist das jetzt wirklich ein ADHS oder nicht?» kommt dann regelmässig auf, bringt aber im Alltag nicht allzu viel, weil sie nur ungenügend handlungsleitend ist.
Oskar Jenni (Leitender Arzt am Kinderspital Zürich, Abteilung Entwicklungspädiatrie) legt einen neuen Ansatz vor, der meiner Meinung nach wirklich weiterhilft: Er versteht ADHS als Spektrumsstörung, bei der nicht nur auf den betroffenen Menschen selbst fokussiert werden soll, sondern systematisch auch auf das Umfeld mit seinen Erwartungen, Ressourcen und Grenzen. Besonders wichtig ist ihm auch die Einschätzung des subjektiv empfundenen Leidensdrucks des Kindes oder Jugendlichen selbst.
Jenni ist es gelungen, eine hilfreiche Konzeption gut nachvollziehbar und kompakt zu übermitteln … ein Fachartikel, wie er sein soll.
Download Fachartikel (Monatszeitschrift Kinderheilkunde 2016/164:271-277, online publiziert am 29.01.2016)